Neuseeland Südinsel, Über den Haast Pass von der Westküste zum Innland

Teil V,  vorletzter Teil

Ich hoffe es wird Euch nicht zu langweilig, aber es war eine grosse und weite Reise von der es viel zu berichten gibt.

24.12. Heilig Abend, wieder haben wir einen etwas längeren Reisetag vor uns. Laut Plan, reine Fahrzeit 5,5 Stunden für 370 km. Wir hatten den Fox Glacier über den Haast Pass verlassen und fuhren durch die Regenwald Landschaft, teilweise auch direkt entlang der Küste. Der Pass ist die einzigste Verbindung der südlichen Westküste mit dem Innland. Er wurde nach dem deutschen Geologen und Forscher Sir Julius von Haast benannt. Rasch wechselt nach der Überquerung des Passes die Vegetation. Den grünen Regenwäldern folgt jetzt das relativ trockene Gebiet Zentral-Otagos. Wir müssen uns etwas beeilen. damit wir pünktlich zum Abendessen kommen. Es ist Heilig Abend und wir sind im Hotel die letzten Gäste, das Personal hat danach frei. Etwas außerhalb vom Stadtgebiet Queenstown liegt das Goldridge Hotel mit sehr schönem Blick auf den Wakatipu See. Die Tische sind festlich gedeckt und es wird ein mehrgängiges weihnachtliches Menü serviert, sehr köstlich. Trotzdem merkte man deutlich, dass Personal wollte nach Hause, kann man auch verstehen am Heilig Abend.

Gestern, auf der Hinfahrt haben wir noch mehrere Stops gemacht, unter anderem kurz vor Queenstown. Es ist der meist besuchte Erholungsort der Südinsel, die Stadt ist umgeben von hohen Bergen. Im Winter ein besonders beliebtes Skigebiet, im Sommer ein Mekka für Abenteuersportler und Aktive. Dieser kleine Ort entstand während des Goldrausches im 19. Jahrhundert. Noch heute befinden sich in den Flusstälern der Umgebung, insbesondere im Skippers Canyon, gewinnträchtige Goldwaschgebiete.

Kawarau-River.jpg

An der berühmten Hängebrücke Kawarau Bridge haben wir angehalten. Diese Brücke wurde 1880 über den Kawarau River geschlagen . Hier stürzen sich aus 43 Meter Höhe vornehmlich junge Menschen, fast im Minutentakt, in die Tiefe. Weder aus Liebeskummer noch aus Weinseligkeit, allenfalls  weil ihnen gerade 180 NZD abgenommen wurden – soviel kostet aktuell der Sprung am Bungee-Seil. Ein ganzes Besucher Centrum mit Aussichtsplattform ist dafür eingerichtet worden, alles dreht sich um Bungee-Jumping.

Zentrum Bungee-Jumping.jpg

Im Besucherzentrum befindet sich eine Riesenwand, auf der die einzelnen Sprünge bis ins kleinste Detail beobachtet werden können. Jede Regung im Gesicht des Springers wird gezeigt. Eine junge Frau steht oben am Absprung, sie zögert, alles ist fertig zum Sprung, immer wieder geht sie ein kleines Stück zurück, wird aber wieder vorgeschoben, es gibt anscheinend kein zurück mehr. Jetzt wird sie noch einmal sachte vorgeschoben und es sieht so aus als wenn sie gestoßen wurde. Ein Schrei, sie fliegt durch die Luft und fällt ins Seil, kurz vor dem Eintauchen ihrer Haare ins Wasser, schnellt das Seil wieder hoch und pendelt über dem Wasser aus. Ein Motorboot kommt, die Männer lösen ihre Füße vom Seil und ziehen sie ins Boot. Oben auf dem Absprung wird schon der nächste Kandidat zum Sprung vorbereitet, die Gurte werden um seine  Füße gelegt.

Sprung Bangee-Seil.jpg

Befreiung vom Bungee-Seil.jpg

Nach einer Weile haben wir genug zugeschaut. Was an der Kawarau-Bridge begann findet seinen Höhepunkt einige Kilometer südlich, über dem nur mit einem Geländewagen erreichbaren Canyon des Nevis River. Aus einer eigens konstruierten Gondel kann man 134 Meter in die Tiefe stürzen, (260 NZD, knapp 9 Sekunden freier Fall). Alternativ ist es auch möglich für 180 NZD, an einer 120 Meter langen Schaukel durch den wilden Canyon zu schwingen. Wem das noch nicht reicht kann mit einem Helikopter in Tuchfühlung, zu den Felswänden sowie Jetboating und White Water Rafting auf dem Shotover River machen, danach ist man um 600 NZD erleichtert. Wir haben nichts dergleichen gemacht.

Stadtrundgang Queenstown.jpg

ein Mann wie ein Baum.jpg

Am nächsten Morgen sind wir zu Fuß vom Hotel den Uferweg am Wakatipu-See entlang, bis in die Innenstadt gewandert. Große kräftige Bäume säumten unseren Weg. Auf der gegenüberliegenden Seeseite ankerte ein alter Raddampfer. Viele Leute waren schon unterwegs, alles Urlauber. Nach unseren Stadtrundgang entschlossen wir uns zur Seilbahnstation zu gehen und auf den „Bob´s Peak“ zu fahren. Diese Idee hatten auch Autobusse voll Chinesen und Japanern. Auf jeden Fall haben wir lange an der Kasse für unsere Tickets angestanden. Die Fahrt war dann ziemlich kurz aber dafür das Bergpanorama und der Ausblick auf den See und die Stadt fantastisch. Um aus dem Pulk der Chinesen und Japanern rauszukommen sind wir von der Bergstation weiter in die Berge gestiegen. Leider schlug das Wetter um und desto höher wir kamen wurde es windiger und nebeliger. Dann ging es auch noch mit Nieselregen los, der dann in Dauerregen überging. Den Gipfel konnten wir nicht mehr erreichen, wir mußten umkehren um nicht vom Berg geweht zu werden. Zurück in der Bergstation der Seilbahn haben wir uns erst einmal trockengelegt. Zum Glück war etwas an Wechselkleidung im Rucksack und unser Proviant. Denn hier oben im Panorama Restaurant war alles – wie man so schön sagt, „von fremden Leuten weggefressen“, bis auf den letzten Keks. Nach der Abfahrt mit der Seilbahn, suchten wir uns eine ruhige Bank im Park und machten Picknick. Wegen der Weihnachtsfeiertage waren auch in Queenstown die meisten Restaurants geschlossen. Aber das Wetter war hier unten wieder gut, so hatten wir noch einen schönen Rückweg zum Hotel. Abends fielen wir in die Betten, wie immer  ohne Einschlaf Probleme.

Den nächsten Tag verlassen wir Queenstown, die Fahrt geht zum größten Nationalpark, dem Fjordland. Unsere Fahrtzeit beträgt 6 Stunden für 410 km. Wir nehmen Abschied vom schönen Wakatipu-See und fahren durch die kleinen Ortschaften zunächst bis Te Anau hier werden wir 2 Mal übernachten. In diesem Ort liegt das interessante Informationszentrum des Fjordland. Der Te Anau- See trennt die kleine Stadt von den unzulänglichen Bergen des Fjordlands. Die Strasse zum Milford Sound ist der einzige öffentliche Landtransportweg in die Fjordlandschaft. Zuerst fahren wir durch Tussock Gebiet, bevor dichte Wälder erreicht werden. Viele kleine unberührte Seen, wie der Lake Gunn und die Mirror Lakes befinden sich links und rechts der Straße.

Wanderung im Fjordland.jpg

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Nach der Durchfahrt durch den Homer Tunnel führt die Straße in stark abfallenden Serpentinen hinunter zum Fjord. Der Homer Tunnel ist nur einseitig befahrbar, eine Ampelanlage regelt zwischen 9 und 18 Uhr den Verkehr. Vorher und nachher ist im Tunnel Vorsicht geboten, es ist mit Gegenverkehr zu rechnen wer zu ungünstigen Zeiten fährt kann schon einmal 15 Minuten rot haben. Für einen Ausflug ab/bis Te Anau inclusive Bootstrip sind ungefähr 7 Stunden zu kalkulieren.

Homer Tunnel mit Kea.jpg

Die zutraulichen Kea´s lassen sich von den Reisenden füttern, erst später bemerken sie dann dass die netten Tierchen viel lieber die Dichtungsgummis von den Fenstern und Türen der Autos anknabbern.

Einfahrt in den Fjord.JPG

Der Milford Sound gehört zu den beeindruckendsten Fjorden dieser Gegend. Die Felswände steigen über mehrere hundert Meter steil empor und das feuchte Klima lässt die Wasserfälle zu gewaltigen Massen anschwellen. Da das Wetter heute sehr schön ist, klar mit Sonnenschein, ist die Bootstour durch den Sound ein einziger Genuss. Die knallende Sonne hat für das Mikroklima im Fjord einen Anti-Sandfly-Effekt. Sie erzeugt Wind, den die Blutsauger nicht mögen. Als das Boot eine Schleife zur offenen Tasman Sea hinausfuhr, verschwand der Wind und dann kamen sofort die „Sandflies“ wieder. Aber wir hatten vorgesorgt und uns vorher mit „Brum Brum“ gut eingesprüht. Leider konnten unsere Windjacken das Spray nicht vertragen und haben das Innenfutter angegriffen.“ Alles kann man nicht haben.“

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Die anschließende Rückfahrt nach Te Anau erfolgte über die Straße des Hinweges durch den Tunnel. Dies war eine anstrengende lange Tour, irgendwie fühlten wir uns durchgeschaukelt.

Wasserfall im Milford Fjord.JPG

7 Gedanken zu “Neuseeland Südinsel, Über den Haast Pass von der Westküste zum Innland

  1. Dank! Danke für das Mitnehmen auf eure Reise durch Neuseeland. Irgendwie ist man dabei, auch wenn ich hier sitze. Und ganz tolle Bilder, besonders die Dame am Seil. Witzig finde ich den kleinen, fast schon unscheinbaren, Tannenbaum im Besucherzentrum. Ich freue mich auf mehr.
    Liebe Grüße aus´m Pott

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    1. Schön, wenn Du Dich mitgenommen fühlst. Der Weihnachtsbaum zeigt auch, dass
      Weihnachten in Neuseeland nicht diesen Stellenwert hat wie hier in Deutschland.
      Das Fest hat keinen christlichen Charakter, man trifft sich mit Freunden in der Kneipe.
      Herzliche Grüße , zur Zeit auf Lanzarote im Sonnenschein !

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